Gedenken in Mondsee

Allerheiligen und Allerseelen sind Tage der Trauer, des Bewusstseins der eigenen Vergänglichkeit. In den vergangenen Tagen wurden die Gräber und Ruhestätten mit Blumen, Gestecken und Kerzen liebevoll geschmückt.

 

Auch die Franztaler Gedenkstätte im Karlsgarten neben der Basilika St. Michael in Mondsee schmückten Kerzen, Blumen und Kränze der Marktgemeinde Mondsee und der Ortsgemeinschaft. Obmann Franz Schall begrüßte zu Beginn der Feier Bürgermeister Karl Feurhuber, Altbürgermeister DI Otto Mierl, Pfarrer Dr. Ernst Wageneder sowie die zahlreichen Landsleute, die zu dieser Feier gekommen waren.

 

Obmann Franz Schall betonte in seiner Ansprache das Gedenken an die Toten und an alle Menschen, die im christlichen Sinn ein religiöses Leben geführt haben. Auf Todesanzeigen liest man manchmal den Satz: Nur wer vergessen ist, ist tot. Aber wie lange bleiben Verstorbene im Gedächtnis der Familien? Kennen Enkel und Urenkel noch die Namen ihrer Großeltern und Urgroßeltern?

 

Auch wir Franztaler gedenken unserer Verstorbenen. In diesem Gedenken erstatten wir ihnen ein Stück Würde, die ihnen geraubt wurde. Wir können sie nicht dem Tod entreißen, wohl aber dem Vergessen. Die Franztaler Gedenkstätte hier in Mondsee und die neu errichtete im Friedhof Neu-Belgrad mit den verbliebenen Grabsteinen des zerstörten Franztaler Friedhofes sind auf den ersten Blick eine nüchterne Dokumentation der Kriegs- und Vertreibungsopfer. Aber hinter allen Namen und Zahlen verbergen sich Menschenschicksale. Sie sind eine ständige Mahnung zum Frieden. Für Gefühle der Rache und Vergeltung ist auf den Steinen kein Platz. Dies ist auch in der Charta der Heimatvertriebenen festgehalten, die 1950 von allen Vertriebenenverbänden in Stuttgart unterzeichnet wurde.

 

Bgm. Karl Feurhuber sprach über die Heimat, die allen Menschen ein so wichtiges Gut ist. Leider ist es auch heute noch so wie vor 69 Jahren, als Millionen Menschen vertrieben und getötet wurden, und auch Ihr, liebe Franztaler und Semliner, aus Eurem altösterreichischen Siedlungsraum in Euch damals fremde Länder geflüchtet seid, um Euer Leben zu retten. Trotz der damals auch in Mondsee schweren Zeit sind viele in Mondsee und den Umlandgemeinden geblieben und haben viel zum wirtschaftlichen Aufstieg beigetragen. Mondsee als Patengemeinde wird auch in Zukunft die Aktivitäten der Ortsgemeinschaft unterstützen.


Mit Gebeten und Fürbitten von Pfarrer Dr. Ernst Wageneder, dem gemeinsam gebeteten Vater Unser und der Segnung durch den Priester endete diese besinnliche Allerheiligenfeier in Mondsee.

Hans Hefner