Franztaler Muttergottesmädchen

Franztaler Muttergottesmädchen
Franztaler Muttergottesmädchen

Über die Entstehung der Muttergottesmädchen in Franztal ist nichts Schriftliches erhalten geblieben. Viele mündliche Überlieferungen deuten darauf hin, dass die Tracht und die Aufstellung mit der Einweihung der Franztaler Kirche, die dem Hl. Wendelin geweiht ist, mit dem Jahre 1888 zusammenhängt.


Ein großer Förderer der Mutergottesmädchen war Pfarrer Mathias Stratz, der vor dem Jahre 1888 als Kaplan in der Maria Himmelfahrtskirche in Semlin tätig war.


Die Auftritte der Mädchen während des Jahres waren für sie und die Bewohner immer ein großes Erlebnis. Sie nahmen an Prozessionen und kirchlichen Feiern teil, und wenn ein Mädchen aus ihren Reihen heiratete, geleiteten sie die junge Braut zum Altar. Der Höhepunkt des Kirchenjahres war die Fronleichnamsprozession an der auch alle Vereine teilnahmen. Am 15. August ging die letzte Prozession jeden Jahres von Franztal nach Semlin in die Stadtpfarrkirche.


Die Tracht der Marienmädchen bestand aus dem Unterrock (Hüftrock) und vier bis fünf weißen, in Hohlfalten gelegten und am Saum mit Lochstickerei verzierten Oberröcken. Durch die verschiedene Länge der Röcke entstand beim Tragen eine Art barocke Rosette. Über den Röcken trugen die Mädchen die mit Schlingerei und Säumchen verzierte Schürze. Dazu kam das Oberteil – Röckl genannt – aus Seidendamast mit einer zweireihigen verzierten Halskrause.


Das Anfertigen der Tracht war sehr schwierig und erforderte spezielle Kenntnisse der Schneiderei. Komplettiert wurde die Tracht mit dem Rosenkranz, einem schmalen gestärkten Taschentuch, dem Bruststräußl mit blauen Seidenschleifen und dem Kopfschmuck, dem sogenannten „Kranz“ mit langen himmelblauen Seidenbändern.


Die Flucht aus Franztal brachte vorübergehend das Ende der Marienmädchen. Aber schon kurze Zeit nach Ankunft der Wagenkolonne in Mondsee und der Aufteilung der heimatlosen Landsleute in den Umlandgemeinden kam wieder die Besinnung auf das Brauchtum, auf die Marienmädchen.Mit Spenden, von nach dem 1. Weltkrieg nach Amerika ausgewanderten Landsleuten wurden Stoffe und Zubehör gekauft, fleißig genäht und alles Notwendige besorgt.


Am 1. August 1948 war die Wiedererstehung der Franztaler Muttergottesmädchen im Rahmen einer Hl. Messe in der Konradskirche in Oberwang bei Mondsee. Sie waren ein Stück Heimat, die Freude und der Stolz darüber waren groß.


Bis heute nehmen die Muttergottesmädchen an Prozessionen teil, bereichern die Feiern der Ortsgemeinschaft und die Wallfahrten nach Altötting. Auch nach knapp 70 Jahren seit dem Verlust der Heimat sind sie ein Teil Franztals geblieben.

Hans Hefner