Am 13. September 1986 ist ein langgehegter Wunsch vieler Franztaler in Erfüllung gegangen. Das Vorhaben, ein Denkmal zu errichten, ist Wirklichkeit geworden, und zwar in Mondsee, jenem Ort in Oberösterreich, in dem sich am 5. November 1944 die Dorfgemeinschaft der Franztaler aufgelöst hatte.
An jenem Spätherbsttag 1944 erreichten unsere Landsleute in einem Treck von 167 Bauernwagen nach einem Monat schwerster Entbehrungen und Strapazen auf der Flucht die Lindenallee in Mondsee. Auch für die, die mit der Bahn gekommen waren, war das Mondseer Land das Ende des Fluchtweges.
In den ersten Jahren glaubten viele an eine Rückkehr nach Franztal, aber als es zur Gewissheit wurde, dass die Heimat verloren war, wanderte ein Großteil aus und schuf sich in zahlreichen Ländern eine neue Existenz. Mondsee blieb für viele die letzte Verbindung mit der alten Heimat. Diese Tatsache stand im Vordergrund unserer Überlegungen und bewog uns, unsere Gedenkstätte in diesem Ort zu errichten.
Auf hellrotem Untersberger Marmor ist der Fluchtweg eingemeißelt, der die Franztaler aus ihrem Heimatort nach Mondsee führte. Drei Schriftfelder informieren den Betrachter über die näheren Umstände der Flucht und versuchen auszudrücken, was nur schwer in Worte zu fassen ist. Dieser Stein soll allen Landsleuten Erinnerung an Vergangenes und gleichzeitig an seinem Standort Mondsee Brücke zur Gegenwart sein. Diese Gedanken veranlassten viele Landsleute aus Österreich, anderen Ländern Europas sowie aus Nord- und Südamerika noch einmal hierher nach Mondsee zu kommen.
Über 600 Mitglieder von Trachtengruppen und Vereinen hatten sich am Seeufer versammelt, unter ihnen die Bürgermusikkapelle Mondsee, die Trachtenmusikkapelle Tiefgraben, die Musikkapelle Zell am Moos, weiters die Prangerschützen aus Mondsee, die Goldhaubengruppe Mondsee-Markt und Mondsee-Land, die Gruppe „Alte Tracht" Mondsee, die Stoanwandler aus St. Lorenz und der örtliche Kameradschaftsbund. Besonders gefreut hat es uns, dass neben unseren weißen Muttergottesmädchen und unserer Trachtengruppe aus Salzburg, die Franztaler Trachtengruppe aus Marchtrenk und aus Pforzheim-Eutingen, sowie die Donauschwäbischen Gruppen aus Traun-Pasching und Stadl Paura, gekommen waren. Eine große Ehre wurde uns durch die Teilnahme des Landeshauptmannes Dr. Ratzenböck sowie regionaler Politiker und Gemeindevertreter und des Bürgermeisters von Mondsee erwiesen. Nach den Salutschüssen der Prangerschützen bewegte sich der Festzug vom Seeufer durch die Lindenallee und durch die festlich geschmückte und beflaggte Marktgemeinde, vorbei an tausenden Menschen, die den Weg des Zuges bis zur Pfarrkirche säumten. Hier wurde Zusammengehörigkeit spürbar, die vielen sehr nahe ging.
Anschließend feierten wir gemeinsam die hl. Messe; es waren an die zweitausend Gläubige in der wunderschönen barocken Pfarrkirche. Bei dieser Messfeier, besonders aber bei der Predigt von Msgr. Helmut Hefner aus Kalifornien, dachten viele an die alte Heimat und an die Novembertage 1944 in Mondsee. Helmut Hefner war ein Jahr alt, als er mit seiner Familie aus Franztal flüchten musste. Er verbrachte die Kindheit und Volksschulzeit in Mondsee und wanderte danach mit seinen Eltern nach Los Angeles aus. So war es ihm ein großes Anliegen, unserer Einladung nachzukommen und hier in Mondsee diesen Festgottesdienst zusammen mit dem Mondseer Pfarrer Josef Edlinger und dem Pfarrer aus Oberwang Karl Krawinkler (1944 Kaplan in Mondsee) zu gestalten. Ihm ist es gelungen, uns alle, ob jung oder alt, ob Franztaler oder Mondseer in seiner Predigt anzusprechen. - Der Kirchenchor mit schönen alten Liedern, die Bläsergruppe aus Mondsee, die Muttergottesmädchen, die Trachtengruppen und die Fahnenträger um den Altar, bildeten einen würdigen und stimmungsvollen Rahmen.
Mit einem Choral, gespielt von der Bürgermusikkapelle Mondsee, begann danach unsere Feierstunde im Karlsgarten. Obmann Franz Zöller begrüßte alle Ehrengäste, allen voran den Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, Hofrat Dr. Landl, Bürgermeister Kom.-Rat. Mörtl, Msgr. Hefner, Pfr. Edlinger, Pfr. Krawinkler, alle Mondseer, alle Gäste der Umlandgemeinden und unsere Landsleute, die so überaus zahlreich gekommen waren, recht herzlich. Er bedauerte, dass Abt Gabriel Weinberger und Konsistorialrat Werni aus gesundheitlichen Gründen unserer Einladung nicht folgen konnten, uns aber Grußbotschaften übermittelt hatten. - Obmann Zöller dankte allen Helfern und Spendern, ohne deren Mithilfe dieses Vorhaben nicht möglich gewesen wäre. Sein Dank ging auch an die Marktgemeinde Mondsee, die von Beginn an hinter unserer Idee, dieses Denkmal zu errichten, gestanden hat und uns volle Unterstützung zukommen ließ.
Konsulent Anton Tiefenbach überbrachte Grüße aller Donauschwaben Österreichs.
Während der Mondseer Kirchenchor das Lied „Du bist´s dem Ruhm und Ehr' gebührt" von Josef Haydn sang, wurde unser Franztaler Gedenkstein von Bürgermeister Mörtl und Obmann Zöller enthüllt und von Msgr. Hefner, Pfr. Edlinger und Pfr. Krawinkler geweiht.
Bei den Festreden von Dr. Ratzenböck, Hofrat Landl, Bürgermeister Mörtl, Lm. Anton Tiefenbach, Hofrat Zeller und unserem Ehrenobmann Josef Mayer wurden Erinnerungen wach, vielen war die Rührung anzumerken, wenn von Schmerz und Leid, von Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit gesprochen wurde. Der Landeshauptmann betonte in seiner Rede, dass jeder Mensch ein Recht auf Erinnerungen habe und dadurch geformt werde. Der Stein solle Symbol der geistigen Gemeinschaft sein. Franztal werde immer sein, solange die Erinnerung bleibt. Er drückte den Wunsch aus, dass unser gemeinsamer Weg in Frieden und Freiheit erfolgen möge.
In lyrischer Form brachte Mag. Gertrud Braschel Gedanken über Geborgenheit, Fremdsein, Miteinander und Zuversicht zum Ausdruck. - Zuversicht sprach auch aus dem Gedicht, das uns die kleine Daniela Bichler (Enkelin unseres Obmannes) vortrug. - Nach der oberösterreichischen Landeshymne wurde beim Kriegerdenkmal ein Kranz niedergelegt und unter den Klängen der Bürgermusikkapelle nahm diese für alle Franztaler bedeutsame Stunde ihr Ende.
So soll auch weiterhin Mondsee mit unserem Franztaler Gedenkstein Treffpunkt und Erinnerung für viele sein.
Roswitha Graupner geb. Braschel
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