Nachdem die Türken bei der 2. Wienbelagerung zurückgedrängt waren, wurde die Militärgrenze bis an die Save in Syrmien, einschließlich der Militär-Kommunität Semlin, erweitert. Der Wiener
Hofkriegsrat orientierte sich streng an den Grenzgrundgesetzen und dem Kommunitätsregulativ, obwohl man in manchen einflußreichen Kreisen der Ansicht war, dass in Grenzstädten, außer Handel und
Gewerbe, auch die Landwirtschaft zwecks besserer Versorgung mit Lebensmitteln betrieben werden sollte.
So kamen 72 deutsche Familien auf der Landsuche von Lazarfeld im Banat nach Semlin. Sie waren nicht bereit, sich vom Hofkriegsrat in´s "Peterwardeiner Regiment" und ins "Tschaikistenbataillon"
einweisen zu lassen. Das erste Bittgesuch wurde abgelehnt und erst dem zweiten Anlauf, bei energischer Fürsprache des kommandierenden FML Baron Brezina von Siegenthal, war ein Erfolg beschieden. Als Zeichen des Dankes sollte die neue Ortschaft "Siegenthal" benannt werden.
Beim zweiten Gesuch hatte sich die Militär-Kommunität Semlin nachhaltig um einen Erfolg bemüht. Durch die Ansiedlung dieser 72 deutschen Familien in einer eigenen Vorstadt sei der Nutzen für die
Kommunität derart einleuchtend, dass dagegen keine Einwändungen gemacht werden könnten. Der "Äußere Rath" sehe sich daher zu einer Befürwortung verpflichtet und bemerkte, dass die Zuteilung von
Grundstücken an diese Ansiedler umso unschädlicher geschehen könne "als einerseits die Hutweide im Oberen Feld hiezu nicht nur ausreicht, sondern davon eine hinreichende Menge (Fläche) für das
Melkvieh erübriget, und andererseits kein Eigentümer von Grundstücken in seinem Eigentumsrechte geschmälert wird."
Eugen Franz, Prinz von Savoyen-Carignan (1663 - 1736), "Prinz Eugen".
Ab 1697 Oberbefehlshaber im Großen Türkenkrieg, im Krieg gegen die Osmanen (1714 - 1718) sicherte er die österreichische Vorherrschaft in Südosteuropa.
Einer der bedeutendsten Mäzene seiner Zeit.
Um in den Angelegenheiten der neuen Ansiedlung leichter amtieren zu können, veranlasste der Magistrat die Wahl von fünf Vertrauensmännern oder Vorstehern. Gewählt wurden: Adalbert Boting, Martin
Grotte, Adrian Marschall, Peter Backy und Ludwig Birolt. Ein eifriger Förderer der Ansiedlung von Franzensthal war der Semliner Polizeikommissär und provisorische Schreiber des Magistrates
Kovacevic. Als die Kolonisten von Lazarfeld im Spätherbst 1815 ihre Vertrauensmänner auf Kundschaft aussandten, nahm sich Kovacevic ihrer an. Die meisten Schriftstücke in Bezug auf die Ansiedler
entstammen seiner Feder und er war auch sonst ihr Freund und Berater. Er sorgte dafür, dass sich keine Spekulanten in der Kolonie einnisteten, um die Ansiedler auszubeuten.
Kovacevic war es, der den Ortsnamen "Franzensthal" für geeigneter hielt als "Siegenthal". Dem entsprechenden "Allerunterthänigsten Vortrag" stimmte Kaiser Franz l. "in der zuversichtlichen
Erwartung, daß sie sich das dadurch erhaltenen Merkmals Meiner Gnade stets würdig erweisen werden" am 3. November 1816 in Wien zu.
Vom 17. bis 19. Oktober 1817 besuchte Kaiser Franz l. Semlin. Die Ansiedler dürften vom Prunk dieses kaiserlichen Besuches nicht viel gesehen haben, da kaum ein Jahr seit der Ansiedlung vergangen
war. Es ist auch fraglich, ob ihnen zum Feiern zumute gewesen war, denn im Jahr 1816 gab es eine Missernte, und dadurch dürften sie beim Kaiserbesuch verschuldet sowie in einer verzweifelten Lage
gewesen sein.
Es wurden zwei Längen- und vier Quergassen ausgesteckt und diese erhielten die Namen: Petrus-, Schul-, Reichs- und Lerchengasse. Die Baustelle Nummer Eins blieb für die Kirche, Nummer zwei für
die Schule reserviert.
Anfänglich meldeten sich 72 Familien sogenannte Kontraktualisten von der Banater Herrschaft Lazarfeld. Unter diesen befanden sich 37 Familien, die nebst Hausstellen auch noch Ackergründe
zugewiesen erhalten wollten, alle aber baten gleichzeitig um die Bewilligung in den Grenzforsten Bauholz gegen Entrichtung der Taxen fällen zu dürfen.
Franztal entwickelte sich als dritter Stadtbezirk von Semlin recht stürmisch. Durch die Stadtnähe hatten sowohl die Landwirtschaft als auch die Gewerbetreibenden optimale Wirtschaftsbedingungen.
Das Zusammenleben mit den anderen Nationalitäten war im Großen und Ganzen unkompliziert. Diese Toleranz österreichischer Prägung blieb auch nach dem Zerfall der Donaumonarchie erhalten.
Semlin wurde als ein Stadtbezirk Belgrads eingemeindet. Damit erfuhr auch die Prosperität einen steilen Anstieg. Den Franztalern gelang es auch unter diesen veränderten Umständen in ihrem
Ortsbereich (rund 7.000 Personen) die Merkmale einer altösterreichischen Siedlung zu erhalten.
Die aufbrechenden ideologischen Gegensätze in Europa und die mit dem Zweiten Weltkrieg zunehmende nationale Unduldsamkeit brachten die deutschsprachige Minderheit in Jugoslawien zwischen die
Mühlsteine der großen Politik - von denen sie aufgerieben wurde.
1941 griff der 2. Weltkrieg auch auf die Siedlungsgebiete in Südosteuropa über. 1944 mussten dann auch die Franztaler ihre Heimat verlassen, um ihr nacktes Leben zu retten. Die Flucht mit der Bahn, auf der Donau oder auch mit Pferdewagen.
Im Winter 1944, genau am 5. November, kamen nach vier Wochen Strapazen und Entbehrungen schließlich 167 Bauernwagen im oberösterreichischen Mondsee an. Hinter den Flüchtlingen lagen 1.000 km Weg.
Die Familien kamen in Flüchtlingslager oder zu Bauern. Es war eine sehr schwere Zeit, vor allem weil viele Männer und die älteren Söhne im Krieg gefallen waren oder noch an den jeweiligen Fronten kämpfen mussten.
Viele Franztaler sind in den folgenden Jahren in andere Staaten ausgewandert und leben heute in 18 Ländern auf drei Kontinenten. Viele haben in Österreich oder Deutschland eine neue Heimat gefunden und sich ein neues Leben aufgebaut.
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