Das Pfingsttreffen der Franztaler Ortsgemeinschaft am 8. Juni 2019 in Mondsee stand unter einem besonderen Zeichen. Vor 75 Jahren, die Felder der Franztaler Bauern standen im prächtigen Herbstkleid, die Kukuruzfelder mit den reifen Kolben und die Weintrauben an den Rebstöcken warteten auf die Lese, auf die Ernte. Doch der Herbst in diesem Jahr, genau der 5. Oktober 1944, war der Schicksalstag der Franztaler Ortsgemeinschaft, der Bauern, der Handwerker und der Bewohner.
Die Menschen hasteten verängstigt durch die Straßen, wussten erst seit ein paar Stunden, dass sie ihre Heimat verlassen mussten. Am frühen Nachmittag verließ der lange, 167 Bauernwagen umfassende,
Zug langsam den Ort, die Fahrt begann ins Ungewisse. Nach einem Monat Fahrt mit vielen schlimmen Erfahrungen war dann Mondsee, wie wir wissen, der Ort, wo am 5. November der Fluchtweg endete.
Im Jahre 1975 wurde die Franztaler Ortsgemeinschaft gegründet, und seit damals treffen sich die Franztaler und Semliner Landsleute in Salzburg und in Mondsee, um an diese Zeit zu erinnern,
das noch immer vorhandene Gemeinschaftsgefühl zu hegen und zu pflegen.
Die Einladung zum Pfingsttreffen „75 Jahre Semlin-Franztaler in aller Welt“ hat viele angesprochen, und sie sind nach Mondsee gekommen. Das am 9. Oktober 1999 eröffnete Franztaler Museum im alten
Gemeindehaus war Treffpunkt, um die alten Trachten, verschiedene Exponate und alte Erinnerungsstücke an die alte Heimat zu besichtigen.
Im gegenüber liegenden Hotel Krone zeigte uns Siegfried Mayer einen interessanten Film vom 7. Juni 2014 über die Einweihung einer neuen Franztaler Geschichtstafel am Beginn der Seeallee, an der hunderte Landsleute, zahlreiche Trachtenvereine, Musikkapellen und Persönlichkeiten teilnahmen.
Um 11.00 Uhr war die Jahreshauptversammlung des Vereines angesagt. Nach der Begrüßung von Obmann Franz Schall, dem Gedenken an die Verstorbenen und dem Verlesen des Protokolls vom 1. Juni 2018 folgten die Berichte des Obmannes, des Schriftführers Hans Hefner und des Kassiers Peter
Riem. Die Berichte waren ausführlich und wurden mit Beifall bedacht. Auch der Bericht von Walter Müller über die Kassaführung, die genauestens durchgeführt wurde, ergab, dass alle Belege vorhanden und fehlerfrei geführt wurde. Von der Generalversammlung wurde die einstimmige Entlastung des Kassiers und des Vorstandes ausgesprochen.
Nach dem Mittagessen feierten wir um 14.30 Uhr mit Pfarrer Ernst Wageneder, der Sängerrunde Drachenwand, Franztaler Muttergottesmädchen, Orgelmusik und Trachtenträgern der Tanzgruppe Füzes aus Biatorbagy bei Budapest zusammen mit bunten Franztaler Trachten die Hl. Messe.
Dr. Wageneder predigte vom Geist Gottes, wie sich auch Menschen und Länder ändern, wir aber alle versuchen müssen, die Freude des Lebens zu finden. Heimat ist uns allen geschenkt, auch für die Franztaler, die flüchten mussten, die für ihre Familien, für ihre Länder viel geschaffen haben. Gehen wir an die Quelle zu Gott, er weiß immer einen Weg.
Im Karlsgarten vor der Gedenkstätte hatten die Trachtenträger Aufstellung genommen. Bgm. Karl Feurhuber und Franz Schall hielten Ansprachen, Roswitha Mamoser las das Gedicht:
Gott, wir danken dir für das Geschenk unseres Beisammenseins. Wir kommen teilweise von weit her. Wir selbst prägen mit unseren Gaben und Fähigkeiten die große Gemeinschaft unseres Vereines. Wir
bezeugen unseren Glauben, er hält in uns lebendig, was wir verlieren könnten. Du beschenkst uns mit deiner Kraft, du festigst unsere Gemeinschaft mit dir und untereinander. Bleibe bei uns auf allen unseren Wegen, behüte uns, sei uns Schutz in Gefahr und Zuflucht in Angst und Sorgen. Begleite uns, unsere Landsleute, die auf der ganzen Welt leben und alle Menschen, die mit uns verbunden sind.
Die schwäbischen Tanzgruppen Füzes aus Biatorbagy unter der Leitung von Julia Szabo und Edina Bunt zeigten den vielen Landsleuten und Gästen des Mondseelandes nach der Messe temperamentvolle
ungarische und schwäbische Tänze. Mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgestattet, waren sie ein echter Augenschmaus. Laszlo Kreisz, Vorsitzender der Ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen ist auch Bürgermeister der Stadt Taksony und sorgte für die musikalische Begleitung. Er ist auch für die Ausbildung und Reisen der vielen Tanzgruppen verantwortlich.
Es war ein sehr schöner, gelungener Nachmittag im Karlsgarten in Mondsee, wo dann ab dem späteren Nachmittag im Hotel weiter getanzt und musiziert wurde.
Der Vorstand grüßt alle sehr herzlich, dankt für Euer Kommen und freut sich auf das nächste Beisammensein.
Hans Hefner
Fotos:
Müller, Schall
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