Fotos: Andrea Gessert und Maria K. Zugmann-Weber

Im Mitteilungsblatt der Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich wurde im Sommerheft, in Zusammenarbeit mit der Franztaler Ortsgemeinschaft, zu einem Spaziergang ins ehemalige Flüchtlingslager Schwarzindien bei Mondsee eingeladen. Zu besichtigen galt es auch das Denkmal der Franztaler im Karlsgarten und die Heimatstube.

Hier trafen sich am 17. Oktober 2021 am frühen Nachmittag bei schönem Herbstwetter dreizehn Teilnehmer vor dem Kindergarten Tiefgraben. Der Obmann der Franztaler Ortsgemeinschaft, Hr. Franz Schall begrüßte die Interessierten. Mit Freude empfing er den Bürgermeister von Mondsee Hr. OAR Josef Wendtner, der der Einladung gerne nachgekommen ist, leider konnte dieser wegen eines weiteren Termines nur kurz bleiben. Anwesend war auch die Redakteurin des Mitteilungsblattes der Donauschwaben in Oberösterreich und Bundesobfrau der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft in Österreich (DAG) Frau Mag. Maria K. Zugmann-Weber und der Landesobmann der Donauschwaben in Oberösterreich Hr. Bürgermeister von Marchtrenk Paul Mahr.

Nach der Begrüßung und Erörterung des Nachmittages fuhren wir mit den Autos nach Schwarzindien am Mondsee.

Im Bereich dieses ehemaligen Lagers stehen heute schöne Wohnhäuser, erhaben mit Blick auf den Mondsee und die dahinter liegende Drachenwand. Die Aufschließungsstraße in Ringform blieb aus der Lagerzeit bestehen. Roswitha Mamoser, die als Kind im Lager Schwarzindien aufgewachsen war, schilderte während des Rundganges bildlich ihre Erinnerungen und das Leben im Lager.

Den Zuhörern konnten anhand eines Lageplanes, der im letzten Heimatbrief der Franztaler mit Bericht abgedruckt wurde, zusätzlich ein Bild vor Augen geführt werden.

Das Lager bestand aus einem zweigeschossigen Barackenobjekt des Lagerleiters, acht eingeschossigen Holzbaracken mit Satteldach, einem Waschhaus mit kleiner Werkstatt und freiliegendem Trinkwasserbrunnen, Selchen aus Holz, einer Latrinenbaracke und angrenzend an die Baracken kleine Gemüsegärten.

Nach dem Rundgang fuhren wir nach Mondsee zurück, parkten die Autos und spazierten zur Lindenallee, wo am 5. November 1944 die Franztaler Flüchtlingskolonne mit ihren Pferdewagen ankam.

Franz Schall erläuterte, dass anlässlich der 70-Jahre Fluchtfeierlichkeiten 2014 diese Geschichtstafel über die Franztaler und deren Bezug zu Mondsee und zur Lindenallee aufgestellt und mit einem schönen Festakt feierlich eingeweiht wurde.

Danach führte der Spaziergang weiter in den Karlsgarten, der sich neben der wunderschönen Mondseer Basilika befindet.

In diesem steht seit 1986 die eindrucksvolle Gedenkstätte der Franztaler aus Untersberger Marmor. Der Gedenkstein enthält die Abbildung des über 1.000 km langen Fluchtweges, den viele Franztaler mit 167 Pferdewagen nahmen um ihr Leben zu retten. In Mondsee fand dann am 5. November 1944 der Schicksalsweg der Franztaler Dorfgemeinschaft nach einer 4-wöchigen Flucht sein Ende.

Bei dieser Gedenkstätte treffen sich alljährlich zu Pfingsten und am Allerheiligentag die Franztaler zu einer Kranzniederlegung und um ihrer Toten aus der alten, aber auch der Toten aus der neuen Heimat zu gedenken.

Hier am Denkmal stieß auch der neue Pfarrer von Mondsee Hr. Reinhard Bell dazu. Er hat ebenfalls donauschwäbische Wurzeln und wuchs in Marchtrenk in Oberösterreich auf, wo viele Donauschwaben einen Neubeginn fanden. Leider konnte er sich nur kurz der Runde anschließen.

Der Weg endete in der Franztaler Heimatstube. Franz Schall und Roswitha Mamoser führten die Anwesenden durch und erklärten ausschweifend die Ausstellungsstücke. Besondere Aufmerksamkeit erzielten die wunderschönen Trachten und Handarbeiten, weiters ein Kreuz aus der ehemaligen Franztaler Kirche, das bei deren Abbruch 1955 gerettet werden konnte. Ein Bild eines Franztaler Muttergottesmädchens, das die achtjährige Roswitha Mayer, heute Mamoser zeigt, erweckte bei allen Besuchern großes Interesse. Roswitha erzählte dazu auch ihre Erinnerungen von der Entstehung dieses Kunstwerkes der ostdeutschen Malerin Hertha Karasek-Strzygovski, die damals in Salzburg weilte und ihr Motiv hier bei der Fronleichnamsprozession im Salzburger Dombezirk entdeckte, an der auch die Franztaler Marienmädchen mitmarschierten.

Franz Schall präsentierte eine von sechs Tafeln des Franztaler Ortsmodelles, auf denen die Häuser von Franztal mit Namen der Bewohner vor der Flucht, zu sehen sind. Dieses Modell wird jährlich anlässlich des Pfingsttreffens der Franztaler in Mondsee aufgebaut und ausgestellt.

Nach der Besichtigung der Heimatstube verlegten wir die anregenden Gespräche und Fragen ins Restaurant Krone, wo bei Getränken und einer Jause der interessante Nachmittag ausklang.