1. Es brennt ein Weh, wie Kindertränen brennen,
wenn Elternherzen hart und stiefgesinnt.
O, daß vom Mutterland uns Welten trennen
und wir dem Vaterland nur Fremde sind.
Noch läuten uns der Heimat Glocken
die Glocken unsrer Väter treu und schlicht.
Doch frißt der Sturm ihr seliges Frohlocken
und Blitz auf Blitz zerstört das Friedenslicht.
2. Von deutscher Erde sind wir abgeglitten
auf diese Insel weit im Völkermeer.
doch wo des Schwaben Pflug das Land durchschnitten,
wird deutsch die Erde, und er weicht nicht mehr.
Wer mag den Schwaben fremd im Lande schelten?
Hier saß vor ihm der Türke, der Tatar.
Er will als Herr auf seiner Scholle gelten,
ist Bürger hier und nicht ein Gast, fürwahr.
3. Er Hat geblutet in Prinz Eugens Heeren,
vertrieb den Feind, der hier im Land gehaust.
Sein eigner König rief ihn einst in Eheren:
>>Pflüg`mir den Boden, wackre Schwabenfaust!<<
O Heimat,deutschen Schweißes stolze Blüte,
du Zeugin mancher herben Väter-Not,
wir segnen dich, auf daß dich Gott behüte,
wir stehn getreu zu dir in Not und Tod!
Adam Müller-Guttenbrunn
Adam Müller-Guttenbrunn (1852-1923)1
von Dr. Peter Fraunhoffer
Adam Müller-Guttenbrunn wurde am 22. Oktober 1852 in Guttenbrunn (Zabrani) im Banat, als Bauernsohn geboren.
Er besuchte die Volksschule in Guttenbrunn und die deutsche Normalschule in Temeswar. Seine weitere Berufsausbildung führte ihn über Hermannstadt nach Wien. In Wien war er als freier Schriftsteller tätig und später als erfolgreicher Theaterdirektor:
-1893-1896, Direktor des Wiener Raimundtheaters
-1898-1903, Direktor des Wiener Stadttheaters, der heutigen Wiener Volksoper
Er setzte sich für die Belange seiner Landsleute in Zeiten der massiven Madjarisierung ein, unterstützte die donauschwäbische Presse, brachte einen eigenen Kalender heraus, förderte die Gründung der "Vereinigung schwäbischer Hochschüler aus den Ländern der ungarischen Krone" in Wien.
Adam Müller-Guttenbrunn war einer jener Männer, die sich in der Zeit der Überfremdung durch die massive Madjarisierung am meisten um die Rettung des deutschen Kulturlebens im Banat verdient gemacht haben; er wurde zum Dichter und Wortführer der Donauschwaben.
Im Jahre 1921 wurde an seinem Geburtshaus in Guttenbrunn eine Gedenktafel feierlich enthüllt.
Nachdem er die Dreiteilung seines vielgeliebten Banats noch miterlebte, verstarb er am 5. Januar 1923 in Wien, wo er in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof beigesetzt wurde.
Adam Müller-Guttenbrunn ist der fruchtbarste deutsche Schriftsteller Südosteuropas. Er hat sich als Erzähler, Dramatiker und Essayist profiliert.
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